Eine Kosmetikerin behandelt eine Kundin.
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Mindestlohn bald bei 15 Euro? Daumenschrauben für die Beauty-Branche

Ein Kommentar aus dem Shore-Team zur aktuellen Debatte um eine Mindestlohnerhöhung.

Juhu, es ist endlich wieder Wahlkampf! In einem Jahr steigt die Bundestagswahl 2025. Olaf Scholz und Hubertus Heil (beide SPD), Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Dröge und die Gewerkschaft ver.di haben sich zuletzt allesamt für eine deutliche Erhöhung des Mindestlohns von geplanten 12,82 Euro auf (früher oder später) 15 Euro ausgesprochen. Auf Vorstoß des BSW war das im April noch abgelehnt worden.

Bei den Arbeitgebenden Deutschlands hat das sofort eine Wutader hervorgerufen. Insbesondere im Handwerk fühlt sich die Diskussion um den Mindestlohn jedes Mal an wie ein weiteres Zuziehen der Daumenschrauben. Kein Wunder, dass hohe Figuren der Friseurverbände in die Medien drängen und gegen das Gebahren der Politik wettern.

Nicht, dass eine Erhöhung der Löhne im Friseur- und Beauty-Sektor nicht schon lange überfällig wäre! Die Menschen in diesen Berufen verdienen natürlich mehr Geld. Aber schafft die Erhöhung des Mindestlohns wirklich Abhilfe bei den Problemen des Sektors? Schauen wir uns das mal an.

Die Preisspirale droht

Eine Erhöhung des Mindestlohns würde ganz besonders in den Niedriglohnsbranchen Friseur und Beauty eine immense Preisspirale zur Folge haben. Egal ob die Angestellten derzeit nach Mindestlohn bezahlt werden oder nicht: Die Ansprüche an Löhne werden steigen und damit auch die Löhne und schließlich auch die Preise.

Viele Anbieter hantieren ohnehin schon mit geringen Margen. Steigen die Lohnkosten, die in vielen Betrieben rund die Hälfte oder mehr der Ausgaben ausmachen, muss sich das letztlich im Preis niederschlagen. Die Kunden werden mit den Augen rollen: Schon wieder eine Preiserhöhung?

Die Baumolsche Kostenkrankheit

Die Baumolsche Kostenkrankheit kommt einem hier in den Sinn: Dienstleistende in Friseursalons oder Beauty-Studios sind in den letzten Jahrzehnten nur bedingt produktiver geworden, also mehr Haarschnitte pro Stunde oder ähnliches. Aber alles andere steigt im Preis. Damit müssen auch die Löhne steigen, sonst wird kein Schulkind mehr zu Schere oder Fön greifen. (Was ja bekanntlich ohnehin schon unwahrscheinlich ist).

Und letztlich treibt das die Kosten von Dienstleistungen so in die Höhe, dass sich deutsche Normalverdiener immer öfter fragen: Kann ich mir eine Frisur eigentlich noch leisten? Will ich mir das leisten? Insbesondere wenn Kunden lange Haare tragen und pro Termin schnell 100 Euro leichter sind.

Die Belastung für Unternehmer

Für Unternehmende ist das ebenso eine Belastung wie für Kunden. Wer einen Friseursalon sein Eigen nennt, ist zuletzt mehr mit Feuerlöschen beschäftigt als mit dem Styling der Kundschaft. Bürokratie und neue Auflagen hier (E-Rechnung, TSE, usw.), steigende Kosten (Heizung, Strom, Miete, bald Lohn) dort. Das trifft auf eine Situation, in der man ohnehin schon kaum Personal findet, das den Laden am Laufen hält.

Ist der Mindestlohn die Lösung?

Der Gedanke vom Mindestlohn ist erstmal schön. Insbesondere in der Friseur- und Beauty-Branche wo bekanntlich die Löhne gering sind. Aber ob eine stumpfe Begrenzung auf 15 Euro alle Probleme behebt?

Große Scharen an Kindern werden sich auch für 15 Euro nicht für die Beauty-Branche entscheiden. Somit bleiben also gute und fähige Mitarbeitende knapp.

Doch wo das Angebot an Fachkräften knapp ist, sollte eigentlich ein starker Wettbewerb stattfinden? Davon ist auf dem Arbeitsmarkt wenig zu sehen. Der Grund: mit attraktiven Löhnen gute Mitarbeitende anzulocken, ist für viele Arbeitgebende gar nicht möglich. Dafür ist der Umsatz zu klein und die Abzüge vom Umsatz machen es zusätzlich schwer.

Also wo sind die Ideen, die es Deutschlands Unternehmern endlich leichter machen, zu gründen und den Laden am Laufen zu halten? Die Ideen, die zu einer Reduzierung auf Ausgabenseite im Dienstleistungssektor führen, damit Unternehmende auch bessere Löhne zahlen können und ein attraktiver Wettkampf um die begehrten Fachkräfte auf dem Markt entstehen kann?

Davon spricht allerdings im Wahlkampf (der spätestens mit der guten alten Mindestlohndebatte eröffnet wurde) niemand.

Unbeabsichtigte Folgen?

Die Perspektive scheint vielmehr eine andere zu sein: Die indirekte Förderung von Studios und Salons, die es „nicht ganz so genau nehmen“ mit alldem, was der Staat ihnen auflädt. Alternativ das Treiben der wenigen Friseure in die (Schein-)Selbstständigkeit mit Modellen wie der Stuhlmiete und Co.

Beide Varianten kann man aktuell bereits zahlreich beobachten. Aber ist das die Aussicht, die man (angehenden) Unternehmen im deutschen Beauty-Sektor bieten will? Und ganz besonders die Aussicht, die man guten Fachkräften, Auszubildenden und Interessenten bieten will?

Was denkt ihr?

Wie seht ihr die Situation? Wird eine Erhöhung des Mindestlohns die Probleme in der Beauty-Branche lösen oder verschärfen? Welche Maßnahmen wären eurer Meinung nach hilfreich, um die Branche zu unterstützen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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