Wasserknappheit: Lösungen und Maßnahmen für deinen Betrieb
In den letzten Wochen häufen sich die Meldungen über Dürre, Trockenheit und Wasserknappheit, betroffen sind vor allem die südlichen Länder Europas. Doch auch in Deutschland warnen Experten bereits vor Hitze und Wassermangel. Betriebe sollten sich daher jetzt schon vorbereiten und Maßnahmen ergreifen: Wie kann Wasser gespart werden und wie bereitet man sich am besten auf eine mögliche Wasserknappheit vor?
Hitze und Wasserknappheit in Europa
Die Hitze in vielen Teilen Europas ist derzeit kaum noch auszuhalten: In Spanien beispielsweise werden in den nächsten Tagen Temperaturen von bis zu 45 Grad im Schatten erwartet. Auch aus Italien, Portugal und Frankreich werden extreme Temperaturen und Trockenheit gemeldet, Waldbrände und teils historische Wasserknappheiten sind die Folge. Auch Deutschland steht eine Hitzewelle bevor: Der Deutsche Wetterdienst erwartet in Teilen des Landes in den nächsten Tagen bis zu 40 Grad Celsius. Der deutsche Städte- und Gemeindebund warnt daher in einigen Regionen vor Trockenheit und Wasserknappheit.
Wasserverbrauch in Deutschland
Der Wassereinsatz in Deutschland Im Jahr 2016 belief sich laut Umweltbundesamt auf 28.615 Millionen Kubikmeter. Knapp die Hälfte (46 %) entfiel dabei auf die Energieversorgung, 18 % auf Wasserversorgung/ Entsorgung und 16 % wurden durch das verarbeitende Gewerbe verbraucht. Am meisten Wasser benötigte hierbei die chemische Industrie (57,7 %), für Metall- und Papiererzeugnisse sowie Nahrungsmittel und Getränke wurden jeweils ca. 10 % des gesamten Wassereinsatzes gebraucht. In privaten Haushalten wurden 11 % des Wassers eingesetzt. Jede:r Deutsche:r verbraucht laut Umweltbundesamt so täglich rund 123 Liter Wasser. Hier ist auch der Wasserverbrauch des Kleingewerbes (z.B. Metzger, Bäcker, Praxen) enthalten.
Folgen von Wasserknappheit für Betriebe
Immer und überall sauberes Wasser zur Verfügung zu haben, ist ein Luxus, den die meisten in Deutschland und Europa wahrscheinlich als Selbstverständlichkeit verstehen. Was es bedeutet, tatsächlich nicht genügend Wasser zur Verfügung zu haben, ist oft schwer vorstellbar. In Italien bekommen die Menschen die Wasserknappheit jetzt bereits zu spüren: Pools im Garten dürfen nicht gefüllt, Blumen nicht gegossen und das eigene Auto im Moment nicht gewaschen werden. Doch nicht nur Privathaushalte müssen mit Einschränkungen leben, auch in Betrieben fehlt das Wasser – direkt oder indirekt. So ist beispielsweise die Stromproduktion in Italien im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gefallen und landwirtschaftliche Betriebe sehen aufgrund des Wassermangels Teile ihrer Ernten bedroht. Auch andere Branchen sind von der Wasserknappheit betroffen: Im italienischen Castenaso dürfen Friseurnen derzeit ihren Kund:innen statt zweimal nur noch einmal den Kopf spülen – der Bürgermeister der Stadt erhofft sich dadurch Wassereinsparungen von mehreren Tausend Litern am Tag.
Diese Beispiele zeigen: Für Betriebe kann Wasserknappheit zu echten Problemen führen. Kritisch können vor allem Engpässe und höhere Kosten in Produktion und Lieferung, mögliche Strafzahlungen, steigende Energiekosten oder auch Einschränkungen im laufenden Betrieb sein.
Maßnahmen zum Wassersparen im Betrieb
Was hilft gegen Wasserknappheit? Die Antwort ist vermeintlich einfach: Wasser sparen. Und zwar wo es nur geht und so früh wie möglich. Betriebe haben dabei verschiedene Möglichkeiten, den Wasserverbrauch zu reduzieren.
- Leitungen und Wasserhähne überprüfen: Durch einen tropfenden Wasserhahn oder eine undichte Leitung kann unbemerkt sehr viel Wasser verloren gehen. Damit das nicht passiert, sollten Leitungen und Wasserhähne regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls ausgetauscht werden.
- Automatische und sparsame Wasserhähne einbauen: Wasserhähne mit guten Bewegungssensoren haben den Vorteil, dass das Wasser nur dann läuft, wenn es wirklich jemand braucht. So kann das Wasser auch nicht aus Versehen laufen gelassen werden. In Betrieben wie Friseursalons, in denen mit Wasser gearbeitet wird, sollten außerdem Sparregler eingesetzt werden, um so den Wasserverbrauch effektiv zu reduzieren.
- Sparsame Geräte verwenden: Mal ehrlich, wie alt sind deine Wasch- oder Spülmaschine im Betrieb? Gibt es da nicht schon bessere und sparsamere Geräte? Eine neue Waschmaschine für den Betrieb zu kaufen, ist natürlich eine teure Anschaffung. Wenn diese aber wirklich energie- und wassersparender arbeitet als das alte Gerät, kann sich die Investition lohnen.
- Geräte sparsam verwenden: Es kommt nicht nur darauf an, welche Maschine man verwendet, sondern auch wie man sie verwendet. Um Wasser zu sparen, sollte darauf geachtet werden, dass Spül- und Waschmaschine erst angeschaltet werden, wenn sie ganz voll sind.
Jede:r Mitarbeiter:in im Betrieb sollte wissen, wie und wo effizient Wasser eingespart werden kann.
- Bewusstsein schaffen: Jede:r Mitarbeiter:in im Betrieb sollte wissen, wie und wo effizient Wasser eingespart werden kann. Schulungen zum Wassersparen und kleine Reminder am Arbeitsplatz können wahre Wunder bewirken. Auch Gäste oder Kund:innen kann man darauf aufmerksam machen, wie an bestimmten Stellen Wasser gespart werden kann. So können beispielsweise Hinweise über der Toilette oder den Waschbecken angebracht werden, die daran erinnern, weniger Wasser zu verbrauchen.
- Wasserverbrauch hinterfragen und Prozesse verkürzen: Vielleicht fragen sich die italienischen Friseurnen bereits, ob sie ihren Kund:innen in Zukunft wirklich mehrmals die Haare ausspülen müssen. Reicht vielleicht auch weniger? Diese Frage kann man sich für viele Gewohnheiten im Betrieb stellen. Vielleicht ergibt sich ja die ein oder andere Einsparmöglichkeit.
- Wasser recyceln: Ja, man kann auch selbst Wasser recyceln. Kalten Tee oder Kaffee, den keine:r mehr trinken möchte, muss man nicht wegschütten, sondern kann ihn zum Gießen von Pflanzen verwenden. Wer noch einen Schritt weitergehen möchte, kann außerdem das Abwaschwasser zum Spülen der Toilette nutzen.
Weitere Wassersparmaßnahmen
Neben den vorgestellten konkreten Maßnahmen zum Wassersparen im Betrieb, gibt es natürlich noch weitere Methoden, um den Wasserverbrauch zu reduzieren und unseren Wasserfußabdruck (also alles Wasser, das wir direkt und indirekt verbrauchen) damit möglichst klein zu halten. Diese können sowohl im Privaten als auch im Betrieb angewandt werden:
- Second Hand – Ware kaufen: Was haben Klamotten mit Wasser zu tun? Sehr viel! „Virtuelles Wasser” lautet hier das Stichwort. Damit ist das Wasser gemeint, dass zur Herstellung von Produkten und Lebensmitteln gebraucht oder verschmutzt wird. Für ein T-Shirt muss beispielsweise Baumwolle angebaut (und gegossen) oder Wasser für die Herstellung verschmutzt werden. So werden für ein T-Shirt rund 2.400 Liter Wasser verbraucht. Wer Second Hand kauft, spart damit effektiv Wasser ein.
- Produkte und Lebensmittel bewusst kaufen: Nicht nur Klamotten kosten Wasser, das gleiche gilt natürlich auch für andere Produkte und Lebensmittel. Für ein Kilogramm Kakao braucht es beispielsweise 27.000 Liter Wasser, ein Kilogramm Rindfleisch kostet uns 15.500 Liter. Water Footprint Network bietet eine interessante Übersicht über den Wasserverbrauch für verschiedene Produkte. Wer weiß, wie viel Wasser in einem bestimmten Lebensmittel oder Produkt steckt, kann bewusster einkaufen und damit Wasser einsparen.
- Schonende Reinigungsmittel verwenden: Manche Reinigungsmittel sind sehr aggressiv und enthalten viel Chemie. Das Wasser, das dadurch verschmutzt wird, muss aufwändig wieder gereinigt werden. Bio Wasch- und Reinigungsmittel schonen damit Wasserressourcen.
Wie wahrscheinlich ist eine Wasserknappheit in Deutschland?
Laut des Umweltbundesamtes gibt es in Deutschland „keinen flächendeckenden Wasserstress”. Von Wasserstress wird gesprochen, wenn jährlich mehr als 20 % des langjährigen mittleren Wasserdargebots entnommen wird. Das ist in Deutschland im Moment zum Glück nicht so. Eine echte flächendeckende Wasserknappheit wird es in Deutschland also wahrscheinlich nicht geben. Allerdings gibt es regionale Unterschiede, die auf unterschiedliche klimatische Bedingungen und örtliche Ressourcen zurückzuführen sind und teils auch schon zu Engpässen geführt haben. Kurzfristige, regionale Wasserknappheiten sind also wahrscheinlich nicht auszuschließen. Vor allem im Osten und Nordosten Deutschlands gibt es vergleichsweise wenig Niederschläge. Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern waren im Jahr 2021 laut Statista die Bundesländer mit den wenigsten Niederschlägen. Im Westen und Süden Deutschlands fällt dagegen mehr Regen. Baden-Württemberg, das Saarland und Bayern sind hier die Niederschlagsspitzenreiter. In Städten wie Stuttgart, Saarbrücken oder München ist eine Wasserknappheit also weniger wahrscheinlich als beispielsweise in Berlin, Potsdam, Magdeburg oder Schwerin. Trotzdem: Diesen Sommer wird es überall in Deutschland noch richtig heiß. Auf etwaige Einschränkungen im Wasserverbrauch sollte man sich also vorsichtshalber einmal einstellen und entsprechende Vorbereitungen treffen.
Wasserknappheit: Die richtige Vorbereitung
Hitze, Trockenheit und eine eventuelle Wasserknappheit sind jetzt schon abzusehen. Auch der Blick in andere Länder kann Anhaltspunkte dafür geben, auf welche Maßnahmen sich Betriebe eventuell einstellen müssen. Dementsprechend solltest du dir als Vorbereitung auf eine mögliche Wasserknappheit einige Fragen stellen:
- Wofür braucht mein Betrieb Wasser?
- Welche Bereiche sind besonders wichtig, wo wird das Wasser also zur Produktion oder für Dienstleistungen für Kund:innen gebraucht?
- Welche Bereiche sind weniger wichtig, wo ließe sich also zur Not Wasser einsparen?
- Welche Einschränkungen gibt es für meine Branche bereits in anderen Ländern (z.B. in Spanien, Italien, Portugal oder Frankreich)? Was würden diese Einschränkungen für meinen Betrieb bedeuten?
Dementsprechend kannst du planen, Anschaffungen machen oder dich nach Alternativen umsehen.