Eine Frau bekommt beim Friseur eine neue Friseur geschnitten
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Faktencheck: Schneiden Friseurinnen wirklich aus Eifersucht die Haare kürzer?

In den letzten Tagen machte eine unschöne Nachricht die Runde: Friseurinnen sollen angeblich aus Eifersucht attraktiven Kundinnen die Haare kürzer schneiden als gewünscht. Aber stimmt das wirklich? Zeit für einen Faktencheck!

Die Gerüchte

Vielleicht hast du Überschriften in diese Richtung gelesen: „Studie beweist – Friseurinnen sabotieren aus Neid schöne Kundinnen!“ Solche Schlagzeilen klingen dramatisch und verbreiten sich natürlich schnell. Doch wie so oft lohnt es sich, genauer hinzuschauen.

Die wahre Studie

Tatsächlich wurde im Januar 2024 eine neue Übersichtsarbeit zu zwei Studien aus Australien veröffentlicht, die sich mit Haarschnitt-Empfehlungen beschäftigt. Aber sie unterscheidet sich deutlich von dem, was in manchen Medien berichtet wurde. Hier sind die Fakten:

  1. Keine echten Friseurinnen: Die Studie untersuchte keine professionellen Friseurinnen, sondern normale Frauen, die sich in ein hypothetisches Szenario versetzen sollten.
  2. Kein Fokus auf Eifersucht: Die Forschenden sprachen nicht von Eifersucht, sondern untersuchten „intrasexuellen Wettbewerb“ – ein psychologisches Konzept, das komplexer ist als simple Eifersucht.
  3. Nicht nur attraktive „Kundinnen“: Überraschenderweise zeigte die Studie, dass Frauen mit durchschnittlicher Attraktivität am ehesten kürzere Haarschnitte empfohlen wurden – nicht den attraktivsten.

Was die Studie wirklich zeigte

Die Forschenden ließen die Teilnehmerinnen entscheiden, wie viel Haar sie hypothetischen Kundinnen abschneiden würden. Dabei variierten sie Faktoren wie das Aussehen der Kundin, den Zustand ihrer Haare und den geäußerten Wunsch der Kundin.

Die Ergebnisse waren nuanciert:

  • Frauen mit höheren Werten in „intrasexuellem Wettbewerb“ neigten dazu, mehr Haar abzuschneiden.
  • Dies war besonders ausgeprägt, wenn die Haare in gutem Zustand waren und die Kundin wenig abschneiden wollte.
  • Am meisten Haar wurde Kundinnen mit durchschnittlicher Attraktivität „abgeschnitten“.

Warum das wichtig ist

Diese Studie zeigt, wie unbewusste Faktoren unsere Entscheidungen beeinflussen können – selbst in hypothetischen Situationen. Sie weist auf die Komplexität menschlicher Interaktionen hin, besonders wenn es um Themen wie Attraktivität und Konkurrenz geht.

Allerdings ist es wichtig zu betonen:

  1. Dies war eine kontrollierte Studie mit fiktiven Szenarien, nicht die reale Welt.
  2. Professionelle Friseurinnen und Friseure haben eine Ausbildung und Berufsethos, die solche Einflüsse (hoffentlich) minimieren – untersucht wurde das hier nicht
  3. Die Studie zeigt Tendenzen, keine absichtliche Sabotage.

Besonders ausgeprägt sind Vorurteile und unbewusstes Verhalten, wenn Abläufe automatisiert werden. Wenn also dem Haarschnitt nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt werden würde, wäre das Risiko höher, dass die Friseurin sich eventuell beeinflussen lässt. Deshalb ist es wichtig, jedem Kunden und jeder Kundin die ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken.

Vorsicht bei Schlagzeilen zu Studien

Nicht alles, was wir online lesen, entspricht der Wahrheit. Es lohnt sich, Quellen zu prüfen und skeptisch zu bleiben. Insbesondere Forschungsergebnisse lassen sich selten in einfache Schlagzeilen packen. Oft steckt mehr dahinter.

Aber: Die Studie erinnert uns daran, dass wir alle unbewusste Vorurteile haben können. Sich dessen bewusst zu sein, ist der erste Schritt zur Überwindung.

Fazit

Nein, Friseurinnen schneiden nicht aus Eifersucht die Haare kürzer. Die reale Studie zeigt interessante psychologische Tendenzen, aber keine bösen Absichten. Sie erinnert uns daran, wie wichtig es ist, Nachrichten kritisch zu hinterfragen und nicht vorschnell zu urteilen.

Verwendete Studie

Sulikowski, D., Williams, M., Nair, G., Shepherd, B., Wilson, A., Tran, A., & Wagstaff, D. (2024). Off with her hair: Intrasexually competitive women advise other women to cut off more hair. Personality and Individual Differences, 216, 112406. https://doi.org/10.1016/j.paid.2023.112406

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