Personen entscheiden gemeinsam über Farben, Logog, etc. für ihr Unternehmen
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Kolumne: Wofür steht dein Unternehmen denn jetzt?

In unserer Kolumne berichten wir regelmäßig über die Tücken, Freuden und Leiden des Dienstleister-Lebens. Wie der Name Kolumne schon sagt, geht es hier um die persönliche Meinung des Autors und nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung über das Paarungsverhalten der Schnabelbrust-Schildkröte. Ein Falsch oder Richtig gibt es also nicht!

Die Idee für diese Kolumne kam mir vor ein paar Wochen – bei einer Massage. Nicht etwa weil ich gerade so herrlich entspannt war, sondern weil ich vom Ambiente wirklich schockiert war. Website und Flyer: modern, hell, minimalistisch. Studio-Ambiente: in die Jahre gekommen, 1001 Nacht, Kitsch an allen Ecken. Man könnte jetzt fragen: Was war denn daran so schockierend? Du hast ja jetzt keine Rücken-Nacken-Massage gebucht und standest plötzlich in einem Studio für Tantra-Massagen. Nein, so schlimm war es nicht. Aber ich habe etwas komplett anderes erwartet. Die Website schrie förmlich nach einem zurückhaltenden, modernen Ambiente, in dem man sich so richtig entspannen kann. Alles war in sanften Grün- und Weißtönen gehalten. Vor Ort erwartete mich eine wahre Farbexplosion: Rot, Gelb, Orange, Lila, Grün – eigentlich weiß ich gar nicht, welche Farbe in der Deko nicht vorkam. Die Räume waren eng und die Besitzerin hatte bei der Einrichtung so richtig tief in die Dekokiste gegriffen. Die Buddhas von der Website konnte ich nicht finden, dafür eine riesige Sammlung orientalischer Teekannen, vergilbte Glitzervorhänge, Sträuße mit verstaubten Plastikblumen und vieles mehr. Warum ich diesem Thema eine ganze Kolumne widme? Weil dieses Erlebnis kein Einzelfall ist und einmal mehr deutlich macht, wie wichtig ein einheitliches Konzept für dein Unternehmen ist. Sparst du daran, kostet dich das Kunden und Umsatz.

Kein Konzept und kein Branding

Das war übrigens nicht mein erstes Erlebnis dieser Art. Ich habe auch schon traumhafte Salons oder Studios erlebt, die vom Ambiente glatt in New York oder LA stehen könnten, deren Flyer aber maximal eine Ü70-Zielgruppe ansprechen und die nicht mal eine Website besitzen. Oder der Friseur bei uns um die Ecke, der mit seiner Eiche-rustikal-Einrichtung und der Dauerwellen-Happy-Hour die alten Damen des Viertels anspricht, aber auf Instagram mit den „hippsten Trends“ und „coolem Ambiente“ wirbt. Viele Dienstleister machen sich um das „große Ganze“ keine Gedanken. Sie haben kein Konzept und kein Branding. Das ist auch vollkommen in Ordnung, wenn diese Dienstleister eine Vielzahl an Stammkunden haben, die damit glücklich sind und genügend Geld in die Kasse bringen. Doch das ist selten der Fall. Viele dieser Dienstleister jammern über zu wenig Neukunden und sinkenden Umsatz. Sie suchen die Antwort in der Lage ihres Salons oder Studios oder in den Preisen der Konkurrenz. Manchmal liegt es aber schlichtweg an einem fehlenden Konzept, dass Neukunden nicht wiederkommen oder gar nicht erst einen Termin buchen.

“Viele Dienstleister machen sich um das „große Ganze“ keine Gedanken. Sie haben kein Konzept und kein Branding.”

Die Sache mit dem ersten Eindruck

Stell dir vor du bist Kosmetiker und ein Neukunde stößt auf deine Website. Farben, Layout, Bildsprache – alles sehr elegant, schlicht und minimalistisch. Was erwartet der Kunde dann? Genau das! Jetzt kommt er aber zum ersten Termin und läuft glatt erstmal an deinem Studio vorbei. Warum? Erstens: Das Logo an deiner Tür entspricht nicht dem auf deiner Website. Zweitens: Statt Eleganz und Minimalismus erwarten ihn Blümchentapete und Vintage-Einrichtung. Damit sprichst du eine komplett andere Zielgruppe an. Vielleicht hast du Glück und dein Neukunde stört sich daran nicht. Er ist im ersten Moment verwirrt, aber für ihn zählt am Ende nur die Qualität deiner Arbeit. Dann hast du Glück gehabt! Viele Kunden werden deiner Arbeit aber kaum noch eine Chance geben, wenn der erste Eindruck so enttäuschend war. Oder stell dir vor, es ist genau andersherum: Deine Zielgruppe fühlt sich überhaupt nicht von deiner Website, deinen Flyern oder deinen Social Media Profilen angesprochen, weil diese nicht zu deinem Konzept passen. Dann entgehen dir potenzielle Kunden. Wer will das schon?!

“Wofür steht mein Unternehmen eigentlich? Können das meine (Neu)Kunden auch an jedem möglichen Kontaktpunkt erkennen? Habe ich ein einheitliches Konzept?”

Wofür steht dein Unternehmen?

Also, ihr lieben Dienstleister, wenn ihr das lest, dann stellt euch bitte die Fragen: Wofür steht mein Unternehmen eigentlich? Können das meine (Neu)Kunden auch an jedem möglichen Kontaktpunkt erkennen? Habe ich ein einheitliches Konzept? Bei einem zweifachen Ja – herzlichen Glückwunsch! An alle anderen: Ich weiß, dass eure Zeit sehr knapp ist. Nehmt euch dennoch ein paar Stunden und definiert ganz klar, wofür ihr steht, wen ihr ansprechen wollt, wie ihr das erreicht usw. Im nächsten Schritt geht es dann darum, die entsprechenden Kanäle und Materialien anzupassen. Eure Neukunden – und eurer Geldbeutel – werden es euch danken! Ich werde meine nächste Massage übrigens wieder woanders buchen, genauer recherchieren und mich so hoffentlich nicht mehr von irgendwelchen Websites täuschen lassen.

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