Kolumne: Gutscheinkunden könnten deine nächsten Stammkunden sein
In unserer Kolumne berichten wir nun regelmäßig über die Tücken, Freuden und Leiden des Business-Lebens. Wie der Name Kolumne schon sagt, geht es hier um die persönliche Meinung des Autors und nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung über das Paarungsverhalten der Schnabelbrust-Schildkröte. Ein Falsch oder Richtig gibt es also nicht!
Es ist Montagabend. Es ist der 25. November. Noch 36 Tage bis Jahresende. Noch 36 Tage bis zwei dieser Gutscheinboxen ablaufen, die seit Jahren rechts unten in unserem Wohnzimmerschrank liegen. Die Möglichkeiten, die Laufzeit zu verlängern, sind ausgeschöpft. Jetzt bleibt nur: Einlösen oder Verfallen lassen. Das Zweite ist keine Option, schließlich haben Freunde und Familie vor Jahren mal viel Geld dafür bezahlt. Da wäre das schlechte Gewissen zu groß. Schnell ist klar: Mein Mann und ich kriegen jeder eine Box. Für die gemeinsamen Aktivitäten, die zur Auswahl stehen, ist die Zeit zu knapp. Also blättern wir jeder durch die Seiten des beiliegenden Gutscheinheftes und damit beginnt die Odyssee.
Wären wir hier in einem Film, gäbe es jetzt einen dieser kleinen Vorausblicke mit dem Untertitel: zwei Wochen später. Es würde eine Szene gezeigt, in der wir weiterhin total verzweifelt über unseren Gutscheinheften sitzen. Aber zurück zur Geschichte.
Versuch Nr. 1
Ich entschied mich, eine Massage zu buchen. Da gab es in München viele Dienstleister zur Auswahl und vor dem alljährlichen Weihnachtswahnsinn könnte ich das ganz gut gebrauchen. Ich registrierte mich, wie beschrieben, auf der Website des Gutscheinboxanbieters, registrierte meinen Gutschein, wählte den Dienstleister aus und wurde darauf hingewiesen, dass ich diesen direkt kontaktieren müsse, um einen Termin zu vereinbaren. Gesagt, getan – oder auch nicht. Es war 18 Uhr und laut Öffnungszeiten sollte das Massagestudio noch drei Stunden erreichbar sein. Also schnappte ich mir mein Telefon und rief direkt an. Nach dreimal Klingeln hatte ich die Mailbox dran: „Sie rufen leider außerhalb unserer Öffnungszeiten an, bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.“ Pieeeeeeeep … Und ich hinterließ mein Anliegen. Nach dem Auflegen war ich etwas irritiert, weil das Studio doch eigentlich noch geöffnet sein sollte. Schnell checkte ich die Zeiten auch nochmal bei Google ab und kam zum gleichen Ergebnis. Gut, kann ja mal vorkommen.
„Sie wurde super unfreundlich und erklärte mir, dass sie auch überhaupt keine Lust auf diese Gutscheinkunden habe. Gespräch beendet.“
Am nächsten Tag bekam ich keinen Rückruf. Am übernächsten Tag bis zum Nachmittag auch nicht. Dann griff ich wieder zum Hörer und rief selbst nochmal an. Dieses Mal hatte ich mehr Glück und erreichte eine Dame. Ich erklärte ihr, dass ich vor zwei Tagen schon ohne Erfolg eine Nachricht auf dem AB hinterlassen hätte. Daraufhin meinte sie nur: „Ach, Sie sind das mit diesem Gutschein. Ja, mei! Da hatte ich jetzt noch keine Zeit, zurückzurufen.“ Ich erklärte ihr mein Anliegen und wollte schließlich einen Termin für meine Massage vereinbaren. Ich ergänzte noch, dass es erst nach der Arbeit ab 18:30 Uhr möglich sei. An dieser Stelle kürze ich die Geschichte etwas ab. Sie erklärte mir auf jeden Fall, dass sie nur bis 18 Uhr geöffnet habe und fragte, warum ich sie dann überhaupt mit meinem Anruf störe. Ich wies sie – ganz sachlich – darauf hin, dass ihre Öffnungszeiten bei Google und beim Gutscheinanbieter falsch seien. Daraufhin eskalierte sie total. Sie wurde super unfreundlich und erklärte mir, dass sie auch überhaupt keine Lust auf diese Gutscheinkunden habe. Gespräch beendet.
„Der genervte und unfreundliche Besitzer erklärte mir ziemlich direkt, dass er für Gutscheinkunden ganz sicher keinen Termin mehr in diesem Jahr freihabe.“
Versuch Nr. 2
Versuch Nummer zwei bei einem anderen Massagestudio lief ähnlich ab. Anrufbeantworter. Nachricht hinterlassen. Kein Rückruf. Dann ein Telefonat mit dem genervten und unfreundlichen Besitzer. Er erklärte mir ziemlich direkt, dass er für Gutscheinkunden ganz sicher keinen Termin mehr in diesem Jahr freihabe. Ich blieb dennoch freundlich (was mir langsam echt schwerfiel), geduldig und dachte mir meinen Teil. Ende des Gesprächs.
Versuch Nummer drei war ein Münchener Spa. Dort konnte ich laut Gutschein entweder eine 30-minütige-Massage oder drei Salzgrottenbesuche buchen. Und was erwartete mich? Natürlich wieder der Anrufbeantworter: „Wir sind leider aktuell nicht erreich….“ Ich legte auf. Dieses Mal sparte ich mir die Ansage und auch die Nachricht. Zurückrufen würde mich ja eh niemand. Das hatte ich schon gelernt. Am nächsten Tag bekam ich endlich jemanden ans Telefon. Den Rest kannst du dir vermutlich denken – Kein Termin mehr für Gutscheinkunden. „Egal, dann wird es halt die Salzgrotte“, dachte ich mir genervt. Auf der Website des Gutscheinanbieters stand, dass man diese von Montag bis Samstag zwischen 8 und 20 Uhr zu jeder vollen Stunde besuchen könne. Pustekuchen! Laut der Aussage des Besitzers sei das aktuell auch gaaaaanz schlecht und er könne mir auch gar nicht so recht sagen, wann ich denn in den nächsten Tagen vorbeikommen könne. Ernsthaft?
„Aus dem eben noch so freundlichen, zuvorkommenden Mann Mitte 50 wurde ein wortkarger Grantler (wie man hier in Bayern so schön sagt).“
Long story short: Mein Mann und ich sind zwei Tage später einfach zu einer vollen Stunde in dieses Spa gefahren. Wir haben den Mann an der Rezeption (mit dem ich definitiv telefoniert hatte) gefragt, ob die Salzgrotte heute geöffnet habe. Und welche Antwort bekommen wir? „Natürlich, ein Besuch in unserer Salzgrotte ist außer sonntags immer zur vollen Stunde möglich.“ So viel also zu den aktuell nicht absehbaren Öffnungszeiten. Das Gutscheinbuch haben wir ihm erst beim Bezahlen hingelegt. Und ab diesem Moment hatten wir es mit einem komplett anderen Menschen zu tun. Aus dem eben noch so freundlichen, zuvorkommenden Mann Mitte 50 wurde ein wortkarger Grantler (wie man hier in Bayern so schön sagt). Für alle Leser aus nördlicheren Gefilden: Wikipedia beschreibt den Ausdruck ganz schön mit „Ein Mensch mit mürrischer Grundstimmung“. Unser persönliches „Highlight“ war, dass wir uns selbst den Weg zu den Umkleiden suchen mussten, während den anderen Salzgrottengästen eine Tasse Tee angeboten wurde und sie dann anschließend persönlich zur Umkleide begleitet wurden. Wo sie natürlich auch noch ausführlich alles erklärt bekamen.
Gutscheinkunden könnten deine nächsten Stammkunden sein
Und das Ende der Geschichte: Ich werde niemals wieder einen Termin bei Dienstleister eins, zwei oder drei buchen. Warum ich diesem Thema eine Kolumne gewidmet habe? Ziemlich einfach: Gutscheinkunden könnten deine nächsten Stammkunden sein. Viele Dienstleister lassen sich in diese Gutscheinbücher aufnehmen, weil sie sich davon mehr Kunden versprechen. Sie hoffen darauf, dass diese Kunden auch danach wieder einen Termin bei ihnen buchen. Und ganz ehrlich: Das ist eine riesige Chance für dich!
Vielleicht hast du keine guten Rankings bei Google. Vielleicht hast du kaum Reichweite bei Instagram. Vielleicht hast du kein Geld für Google Ads oder Facebookanzeigen. Und vielleicht werden über diese Gutscheinbox oder andere Gutscheinmodelle Kunden auf dich aufmerksam, die ansonsten niemals zu dir gefunden hätten. Mit schlechter Erreichbarkeit, falsch angegebenen Öffnungszeiten, Unfreundlichkeit, wenig Motivation, Zwei-Klassen-Behandlung und schlechter Leistung schickst du diese Neukunden allerdings direkt ins Kunden-Nirwana. Auf Nimmerwiedersehen! Und dort in diesem Kunden-Nirwana werden sie Freunden, Kollegen, Familie, Google und Co. von ihren Erlebnissen erzählen. Dann hast du mit deiner Gutscheinaktion mehr verloren als gewonnen. Wenn du so etwas anbietest, dann solltest du doch alles daransetzen, einen neuen Stammkunden für dein Unternehmen zu gewinnen, oder?
Übrigens: Wenn du noch auf der Suche nach kostenlosen Gutscheinvorlagen bist, dann hätten wir da was für dich! Lade einfach unsere kostenfreien Vorlagen herunter und gewinne damit mehr Gutscheinkunden. Wie du mit diesen am besten umgehen solltest, weißt du ja jetzt …