Friseurinnen besprechen ihre Provisionen in einem Friseursalon
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Friseure auf Provisionsbasis bezahlen: Eine fundierte Entscheidungshilfe für Saloninhaber

Als Inhaber eines Friseursalons stehst du vor vielen Herausforderungen. Eine davon ist die Frage, wie du deine Mitarbeiter am besten bezahlst. In letzter Zeit hört man immer öfter von Provisionssystemen. Aber ist das wirklich der richtige Weg für deinen Salon? Lass uns gemeinsam einen genauen Blick darauf werfen.

Was bedeutet Provisionsbasis eigentlich?

Bevor wir in die Details eintauchen, klären wir erstmal, wovon wir überhaupt sprechen:

  • Klassisches Festgehalt: Der Friseur erhält ein festes monatliches Gehalt, unabhängig von seiner Leistung.
  • Reine Provisionsbasis: Der Verdienst hängt vollständig vom erzielten Umsatz ab. Der Friseur erhält einen prozentualen Anteil seiner erwirtschafteten Einnahmen.
  • Mischmodell: Eine Kombination aus Grundgehalt und leistungsabhängiger Provision.

In der Friseurbranche sind vor allem Mischmodelle verbreitet, bei denen zum Beispiel 60% des Gehalts fix und 40% leistungsabhängig sind.

Rechtliche Hürden und Vertragsumstellung

Bevor du vorschnell handelst, solltest du die rechtlichen Aspekte kennen:

  1. Mindestlohn: Ab 2025 gilt in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn von 12,81 Euro pro Stunde. Deine Vergütung muss diesen in jedem Fall erreichen.
  2. Vertragsänderung: Eine Umstellung auf Provision erfordert eine Änderung des Arbeitsvertrags. Das geht nur mit Zustimmung des Arbeitnehmers. Einseitige Änderungen sind nicht möglich.
  3. Betriebsvereinbarung: In größeren Salons mit Betriebsrat muss eine Betriebsvereinbarung zur Provisionsregelung abgeschlossen werden.
  4. Transparenz: Die Berechnungsgrundlage für Provisionen muss klar und nachvollziehbar sein. Intransparente Regelungen sind rechtlich angreifbar.
  5. Urlaubsgeld und Lohnfortzahlung: Auch bei Provision hast du Pflichten. Im Urlaub oder bei Krankheit muss der Durchschnittsverdienst gezahlt werden.

Tipp: Lass dich bei der Vertragsumstellung unbedingt von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht beraten. Die Investition lohnt sich, um spätere Probleme zu vermeiden. Wenn du Provisionen berechnest, solltest du zudem immer deinen Lohnfaktor im Auge haben.

Auswirkungen auf den Arbeitsalltag

Ein Provisionssystem verändert die Dynamik im Salon erheblich:

  • Kundenberatung: Friseure könnten motivierter sein, zusätzliche Leistungen oder Produkte zu empfehlen. Das kann den Umsatz steigern, birgt aber die Gefahr von Überverkäufen.
  • Zeitmanagement: Mitarbeiter achten möglicherweise stärker darauf, Leerzeiten zu vermeiden und mehr Kunden pro Tag zu bedienen.
  • Spezialisierung: Friseure könnten sich auf lukrative Leistungen (z.B. Färben, Extensions) spezialisieren wollen.
  • Kundenbindung: Die Motivation, Stammkunden aufzubauen und zu pflegen, könnte steigen.

Um diese Veränderungen effektiv zu managen, setzen viele erfolgreiche Salons auf digitale Lösungen. Mit einer Terminverwaltungssoftware wie Shore können Saloninhaber nicht nur Buchungen einfach verwalten, sondern auch Umsätze pro Mitarbeiter tracken – eine wichtige Voraussetzung für ein faires Provisionssystem.

Einfluss auf das Betriebsklima

Die Einführung eines Provisionssystems kann das Arbeitsumfeld stark beeinflussen:

  • Positiv: Leistungsträger fühlen sich möglicherweise besser wertgeschätzt.
  • Negativ: Es kann zu Konkurrenzdenken und Neid unter Kollegen führen.
  • Teamwork: Die Bereitschaft, sich gegenseitig auszuhelfen, könnte sinken.
  • Stress: Der finanzielle Druck kann die Arbeitsatmosphäre belasten.

Um negative Auswirkungen zu minimieren, sind klare Regeln und offene Kommunikation entscheidend. Überlege auch, ob Teamziele neben individuellen Zielen Sinn machen.

Gehaltsniveau in der Friseurbranche

Um einzuschätzen, was bei einem Provisionssystem realistisch ist, schauen wir uns die üblichen Gehälter an:

  • Durchschnittsgehalt für Friseure in Deutschland: ca. 2.000 – 2.400 Euro brutto/Monat
  • Einstiegsgehalt: oft nur knapp über Mindestlohn (durchschnittlich 14,6 Euro / Stunde)
  • Meister oder sehr erfahrene Stylistinnen: bis zu 3.00 Euro brutto/Monat

Bei einem Provisionssystem solltest du darauf achten, dass deine Mitarbeiter die Chance haben, mindestens auf dieses Niveau zu kommen. Ein realistisches Modell könnte so aussehen:

  • Grundgehalt: 1.500 Euro brutto
  • Provision: 10-15% vom persönlichen Umsatz

Beispielrechnung:
Bei einem monatlichen Umsatz von 6.000 Euro und 15% Provision käme der Friseur auf 900 Euro Provision, also insgesamt 2.400 Euro brutto.

Wann macht ein Provisionssystem Sinn?

Ein Provisionssystem kann in bestimmten Situationen besonders hilfreich sein:

  1. Bei ungleicher Leistung im Team: Wenn einige Mitarbeiter deutlich mehr Umsatz generieren als andere, kann ein Provisionssystem für mehr Fairness sorgen.
  2. Zur Motivation in Wachstumsphasen: Wenn du deinen Salon vergrößern möchtest, kann ein Provisionssystem Anreize für Mitarbeiter schaffen, neue Kunden zu gewinnen.
  3. Bei hoher Nachfrage: In Salons mit Wartelisten kann ein Provisionssystem Mitarbeiter motivieren, effizienter zu arbeiten und mehr Kunden zu bedienen.
  4. Für erfahrene Teams: Etablierte Friseure mit Stammkundschaft profitieren oft von Provisionssystemen.

Hingegen könnte ein Provisionssystem abträglich sein bei:

  1. Unerfahrenen Teams: Junges Personal braucht oft die Sicherheit eines festen Gehalts, um Techniken zu perfektionieren.
  2. Schwankender Nachfrage: In Salons mit starken saisonalen Schwankungen kann ein reines Provisionssystem zu finanzieller Unsicherheit führen.
  3. Fokus auf Ausbildung: Wenn dein Salon stark auf Lehrlinge setzt, passt ein leistungsbasiertes System möglicherweise nicht zur Philosophie.
  4. Spezialisierte Dienstleistungen: Bei sehr zeitaufwändigen oder teuren Behandlungen könnte ein Provisionssystem zu unausgewogenen Verdiensten führen.

Ansätze zur Einrichtung von Provisionen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Provisionen zu gestalten:

  1. Umsatzbasierte Provision: Der klassische Ansatz, bei dem Mitarbeiter einen Prozentsatz ihres persönlichen Umsatzes erhalten.
  2. Stufenmodell: Die Provisionssätze steigen mit zunehmendem Umsatz. Beispiel:
    • Bis 5.000 € Umsatz: 10% Provision
    • 5.001 € – 7.500 € Umsatz: 12% Provision
    • Über 7.500 € Umsatz: 15% Provision
  3. Leistungsspezifische Provisionen: Unterschiedliche Provisionssätze für verschiedene Dienstleistungen. Beispiel:
    • Haarschnitt: 10% Provision
    • Färben: 15% Provision
    • Hochsteckfrisuren: 20% Provision
  4. Produktverkauf-Provision: Zusätzliche Provision für den Verkauf von Haarpflegeprodukten.
  5. Kundenbindungs-Bonus: Extra-Provision für wiederkehrende Kunden oder Neukunden-Empfehlungen.
  6. Team-Performance-Bonus: Zusätzliche Provision, wenn das gesamte Team bestimmte Umsatzziele erreicht.

Vorsicht vor Phantomlohn durch Provisionen

Beim Einsatz von Provisionssystemen sollten Saloninhaber das Risiko von „Phantomlohn“ beachten:

  • Was ist Phantomlohn? Lohn, auf den Mitarbeiter einen gesetzlichen Anspruch haben, der aber nicht ausgezahlt wurde.
  • Problem bei Provisionen: Im Urlaub haben Mitarbeiter Anspruch auf die durchschnittliche Provision der letzten 13 Wochen (§ 11 Abs. 1 Bundesurlaubsgesetz).
  • Folgen: Nicht gezahlte Urlaubsprovisionen können bei Prüfungen zu Nachzahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen führen.
  • Lösungsansatz: Provision ganzjährig (auch im Urlaub) mit angepasstem Prozentsatz zahlen, z.B. 15% statt 20%.

Bei der Implementierung ist es wichtig, ein faires und transparentes System zu schaffen. Nutze die Möglichkeiten moderner Salon-Software, um Umsätze und Leistungen genau zu tracken und Provisionen automatisch zu berechnen.

Fazit: Ist ein Provisionssystem das Richtige für deinen Salon?

Die Entscheidung für oder gegen ein Provisionssystem hängt von vielen Faktoren ab:

  • Salonkonzept: Passt es zu deiner Philosophie und Zielgruppe?
  • Teamstruktur: Wie erfahren und leistungsorientiert sind deine Mitarbeiter?
  • Finanzielle Situation: Kannst du Schwankungen in den Personalkosten verkraften?
  • Administrativer Aufwand: Hast du die Ressourcen für die komplexere Gehaltsabrechnung?

Unser Rat: Starte, wenn überhaupt, mit einem moderaten Mischmodell. Beobachte die Auswirkungen genau und sei bereit, nachzujustieren. Und das Wichtigste: Nimm dein Team von Anfang an mit ins Boot. Nur wenn alle dahinterstehen, kann ein Provisionssystem wirklich erfolgreich sein.

Hast du Erfahrungen mit Provisionsmodellen in deinem Salon? Teile sie mit uns in den Kommentaren – deine Erkenntnisse können anderen Saloninhabern helfen!

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