Die Mehrwertsteuersenkung ist beschlossene Sache: Vom 01. Juli bis zum 31. Dezember 2020 sinkt die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent und von 7 auf 5 Prozent. Auf diesem Weg soll der Konsum, der aufgrund der Corona-Krise gesunken ist, wieder angekurbelt werden. Was für die Kunden nach eine tollen Sache klingt, sorgt bei den Unternehmern für viele Fragezeichen: Muss ich die Steuersenkung an meine Kunden weitergeben? Oder kann ich sie auch zu meinen Gunsten verwenden?
Diese Fragen solltest du dir bzgl. der Mehrwertsteuersenkung unbedingt stellen
Prinzipiell hast du drei Optionen, wenn es um die Frage geht, ob du die Mehrwertsteuersenkung an deine Kunden weitergeben möchtest. Bevor ich genauer darauf eingehe, kommen wir erstmal zu einigen Fragen, die du dir vorab stellen solltest
- Wie sieht deine finanzielle Lage gerade aus?
- Wie verhält sich die Konkurrenz?
- Geben deine Lieferanten die Mehrwertsteuersenkung an dich weiter?
- Wie preissensibel sind deine Kunden?
- Lässt sich die Steuersenkung mit Marketingaktionen kommunizieren?
- Wirst du mehr Kunden gewinnen und mehr Umsatz machen, wenn du die Steuersenkung weitergibst?
- Hast du dann Probleme mit krummen Preisen?
- Wie viel macht die Steuersenkung überhaupt aus bei deinen Preisen?
- Wird es ein Problem, im Januar wieder Preiserhöhungen zu vertreten? Wie sensibel sind da deine Kunden?
Wenn du diese Fragen beantwortet hast, bist du der Entscheidung schon ein großes Stück näher. Und jetzt kommen wir zu den drei Optionen:
Option 1: Du gibst die Mehrwertsteuersenkung an deine Kunden weiter
Wenn es deine finanzielle Lage zulässt, kannst du selbstverständlich die Steuererleichterung an deine Kunden weitergeben. Sie werden sich über die günstigeren Preise sicherlich freuen. Für dich bleibt der Gewinn allerdings gleich. Daran ändert sich nur etwas, wenn du durch die neuen Preise mehr Kunden gewinnen kannst oder deine Kunden häufiger einen Termin ausmachen. Das hängt ganz von deiner Branche, deiner Konkurrenz und vielen anderen Faktoren ab.
Solltest du aufgrund der Corona-Krise gerade jeden Cent benötigen, ist diese Option eher nicht die richtige für dich.
Option 2: Du gibst die Steuererleichterung teilweise an deine Kunden weiter
Wenn du es dir nicht leisten kannst oder möchtest, die Mehrwertsteuersenkung komplett an deine Kunden weiterzugeben, könnte diese Option etwas für dich sein. Du teilst die Steuererleichterung einfach Hälfte-Hälfte zwischen dir und dem Kunden auf. So werden deine Preise etwas günstiger, aber du machst auch mehr Gewinn.
Bei dieser Variante solltest du nur bedenken, dass der Kunde bei kleinen Beträgen kaum etwas von der Steuererleichterung zu spüren bekommen wird. Es kommt also ganz auf deine Branche und deine Preise an, ob sich dieser Weg wirklich lohnt.
Option 3: Du gibst die Mehrwertsteuersenkung nicht an deine Kunden weiter
Last but not least: Bei Variante Nummer Drei nutzt du die Mehrwertsteuersenkung zu deinem Vorteil. Das heißt: Die Preise bleiben für die Kunden gleich, du machst aber mehr Gewinn. Wenn dir die letzten Monate ziemlich zugesetzt haben und deine Kasse leer ist, ist das eine vollkommen legitime Lösung. Deinen Kunden bringt es schließlich auch nichts, wenn sie weniger bezahlen, aber sich in ein paar Monaten einen neuen Dienstleister suchen müssen, weil du pleite bist.
Ein paar Tipps zum Schluss
Bevor ich dich ganz deiner Entscheidungsfindung überlasse, möchte ich dir noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben:
- Achte darauf, dass du die Mehrwertsteuer korrekt auf deinen Belegen und Rechnungen ausweist. Führst du dort weiterhin 19 bzw. 7 Prozent auf, musst du diese auch ans Finanzamt abführen.
- Die oben genannten Optionen entfallen, wenn du Kunden bereits ein Angebot erstellt hast oder ein fester Vertrag besteht. In diesem Falle musst du die Mehrwertsteuersenkung an deine Kunden weitergeben.
- Denk auch daran, dass du im Falle der Weitergabe der Steuersenkung die Preise im Januar wieder erhöhen musst. Überlege dir schon jetzt, wie deine Kunden darauf reagieren werden.
Nun bist du an der Reihe: Wie entscheidest du dich?