Unternehmen in der Corona-Krise: Playhair in der Schweiz

von | 20. März 2020

Das COVID-19 Virus, auch bekannt als das Coronavirus, ist derzeit das Thema Nummer eins in Deutschland. Die Zahl der Infizierten steigt täglich und die Bundesregierung kämpft mit allen Mitteln gegen die Ausbreitung der neuartigen Krankheit. Doch nicht nur gesundheitlich, auch wirtschaftlich steht das Land angesichts der Corona-Krise vor zunehmend großen Herausforderungen. Viele Unternehmen sehen durch Geschäftsschließungen, ausbleibende Kunden, Lieferunterbrechungen und Arbeitsausfälle ihre Existenz bedroht. Und auch wenn viel über Hilfsmaßnahmen und Sonderprogramme für deutsche Unternehmen geredet und diskutiert wird, bleibt doch eine große Unsicherheit.

Wir wollen nicht über euch reden, sondern mit euch! Wir möchten wissen, wie es Unternehmen in der Corona-Krise wirklich geht. Deshalb befragen wir regelmäßig KMU und Dienstleister zu ihren Erfahrungen mit Umsatzeinbußen, Ängsten, Hilfskrediten und Herausforderungen, die das COVID-19 Virus mit sich bringt. Die Gespräche teilen wir hier auf unserem Blog mit euch.

Interview mit Maikel Wachter von Playhair in der Schweiz

Maikel Wachter von Playhair

Maikel Wachter ist Inhaber und Mitarbeiter von Playhair, Salonkonzepte Wachter trendhair und Stylehair in der Schweiz und wurde von dem schnellen Shutdown überrascht. Die Corona-Krise stellt ihn als Unternehmer und Arbeitgeber vor große Herausforderung, aber er sieht auch die positiven Auswirkungen: Das Team rückt in dieser Krisenzeit näher zusammen! Außerdem verrät er ein paar Tipps, wie du deinen Kunden trotz der misslichen Lage jetzt Wertschätzung zeigst!

Shore: Wie geht es euch aktuell?

Maikel Wachter: Zur kurzen Erklärung – wir sind in der Schweiz lokalisiert und der Bund hat, anders als in Deutschland, alle Friseure diese Woche in die Zwangsferien beordert. Ich möchte euch gerne schildern was passiert, wenn es passiert. Immer im Hinblick darauf, dass ich hier nicht die Aspekte, Prioritäten und Konsequenzen der Erkrankten und des Gesundheitswesens erläutern möchte, die sind für viele tragisch genug und weit größere Probleme als unsere.
Angefangen von der lockeren Stimmung hat sich das Blatt urplötzlich gewendet und der schnelle Shutdown hat dann doch alle sehr überrascht. Im Weiteren stellt dies uns Führungskräfte und Inhaber vor noch nicht absehbare Herausforderungen. Es herrscht jedoch bei uns und den meisten Mitarbeitern bereits so eine Art Aufbruchstimmung in eine neue Zeit – eine positive Kraft, die aufflammt, welche man im bequemen und doch hektischen und überladenen Alltag bisher gar nicht wahrnehmen konnte. Die Bedeutung von “Team” bekommt gerade eine unglaubliche Dynamik. Die meisten sind auf einmal bereit zu verzichten – anstatt wie gewohnt nur zu fordern und signalisieren, gemeinsam mit uns die Schlacht gewinnen zu wollen. Absolut beeindruckend, mega!

Shore: Hast du bereits vor dem Shutdown Einbußen bemerkt? Falls ja, wie stark?

Maikel Wachter: Bis zum kompletten Shutdown liefen die Geschäfte regulär und gut. Es waren praktisch keine Einbußen zu verzeichnen.

Shore: Vor welchen Herausforderungen stehst du jetzt?

Maikel Wachter: Wir müssen zuerst lernen, was zu tun ist und klare Entscheidungen treffen, um Existenzen zu retten. Wirtschaftlich: Sicherstellen, dass der Geldfluss schnell wieder in Schwung kommt und die Firma überlebt. Emotional: Bei Mitarbeitern und Kunden – Ruhe, Sicherheit, Wertschätzung und Vertrauen vermitteln! Informieren, informieren, informieren…

„Die Bedeutung von “Team” bekommt gerade eine unglaubliche Dynamik.“

Shore: Wie geht es eurem Personal in der aktuellen Krise? Was sind deren Hauptängste?

Maikel Wachter: Die Schließung, aber vor allem das hilflose Aufgeben. Die Ohnmacht war für alle einschneidend und hart. Gewiss geht jeder damit ein bisschen anders um. Der Zusammenhalt beflügelt das Team in solchen Krisen eindrücklich und positiv. Die Hauptängste entstehen durch die schnelle Geschwindigkeit der Tatsachen und die Ungewissheit, was auf uns zukommt.

Shore: Welche Informationen oder Daten fehlen dir aktuell?

Maikel Wachter: Uns fehlen im Moment klare Bestätigungen, was wir wann und in abschließender Form (Gehälter für Mitarbeiter, aber auch mittelfristige Deckung der übrigen Fixkosten) an Unterstützung vom Staat erhalten. Das Gewerbe und der Staat rudern alle im Moment. Dies ist im Angesicht der Tatsache, dass diese Situation neu und fremd ist, verständlich.

Shore: Wie kann die Regierung aus deiner Sicht noch unterstützen?

Maikel Wachter: Es fehlen eindeutige Instrumente und Prozesse zur Bewältigung dieser Aufgaben. Bisher unbewusste Systemfehler des Bundes kommen nun zum Vorschein. Es ist momentan für alle ein Lernprozess. Aus diesem Grund sollten wir nun auch mit diesem System und den Behörden vorerst Nachsicht und Geduld aufbringen. Ich denke, so kommt es besser…

Shore: Nimmst du eine der angebotenen Hilfsmaßnahmen in Anspruch? Wenn ja, welche?

Maikel Wachter: Ja, wir haben bis jetzt den Antrag auf Kurzarbeit eingereicht.

„Wir müssen überlegen, wie wir diese unglaubliche Situation zur Chance werden lassen können. Das Heft in die Hand nehmen, die Mitarbeiter informieren und den Kunden Wertschätzung entgegenbringen. “

Shore: Hast du noch einen Rat für andere Unternehmer, die in der gleichen Situation sind?

Maikel Wachter: Wir als Unternehmer müssen in dieser existentiellen Bedrohungslage unsere bescheidenen aber existenten Rechte als Arbeitgeber bei den Arbeitnehmern einfordern. Zum anderen müssen wir jetzt sofort neu anfangen und Unternehmer sein. Wir müssen überlegen, wie wir diese unglaubliche Situation zur Chance werden lassen können. Das Heft in die Hand nehmen, die Mitarbeiter informieren und den Kunden Wertschätzung entgegenbringen. Ruft eure bereits terminierten Kunden persönlich an. Bietet den Kunden die Aufnahme auf eine priorisierte Anrufliste für neue Termine nach Tag X. Haut entsprechende Formulare in eure Webseiten, schreibt Newsletter und vergesst Insta & Co nicht. Der Kunde soll sich auf eine Warteliste setzen können. Dies ermöglicht es uns besser und schneller wieder auf die Beine zu kommen. Zeigt euren Kunden Wertschätzung und bietet – solange möglich – kontaktlose Colorkurierdienste oder Postversand der Haarfarben und Produkte an. Ihr habt die Farbrezepte, der Supermarkt nicht!

Im Weiteren sollten alle Friseure respektvoll mit der Situation umgehen und auf Heimarbeit verzichten. Gemeint sind Mitarbeiter, Kleinbetriebe aber auch “Badewannenfriseure”. Diese Situation löst sich schneller und besser für uns alle, wenn auch der Letzte begriffen hat, dass es nichts bringt, wenn ihr jetzt die Kunden illegal im Keller bedient und die Ansteckungen in die Höhe treibt.

Ich wünsche uns allen beste Gesundheit, Zuversicht, Geduld und Mut. Panik und Angst lähmt und macht uns kränker als der Virus an sich. Hören wir auf damit, gehen wir solange wie wir können respektvoll und besonnen mit der Situation um. Es gilt jetzt klare Entscheidungen zu treffen, selbsttätig zu sein und sofort neu anzufangen. Bleiben Sie gesund! #alleswirdgut

Shore: Vielen Dank für das Interview und deine Zeit! Alles Gute und bleib gesund!

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