Das COVID-19 Virus, auch bekannt als das Coronavirus, ist derzeit das Thema Nummer eins in Deutschland. Die Zahl der Infizierten steigt täglich und die Bundesregierung kämpft mit allen Mitteln gegen die Ausbreitung der neuartigen Krankheit. Doch nicht nur gesundheitlich, auch wirtschaftlich steht das Land angesichts der Corona-Krise vor zunehmend großen Herausforderungen. Viele Unternehmen sehen durch Geschäftsschließungen, ausbleibende Kunden, Lieferunterbrechungen und Arbeitsausfälle ihre Existenz bedroht. Und auch wenn viel über Hilfsmaßnahmen und Sonderprogramme für deutsche Unternehmen geredet und diskutiert wird, bleibt doch eine große Unsicherheit.
Wir wollen nicht über euch reden, sondern mit euch! Wir möchten wissen, wie es Unternehmen in der Corona-Krise wirklich geht. Deshalb befragen wir regelmäßig KMU und Dienstleister zu ihren Erfahrungen mit Umsatzeinbußen, Ängsten, Hilfskrediten und Herausforderungen, die das COVID-19 Virus mit sich bringt. Die Gespräche teilen wir hier auf unserem Blog mit euch.
Interview mit Michael Kuhn von Kuhn Maßkonfektion
Michael Kuhn ist Geschäftsführer der Kuhn Maßkonfektion KG, einem Unternehmen, das seit seiner Gründung 1949 von der Familie Kuhn geführt wird und auf eine lange Schneiderei-Tradition zurückblickt. Die Firma unterhält Filialen in ganz Deutschland und Österreich, die nun aufgrund der COVID-19 Krise vorerst geschlossen werden mussten. Die Hauptaufgabe sieht Michael Kuhn jetzt darin, die Liquidität seines Unternehmens zu sichern und richtig mit Personal und Kunden zu kommunizieren. Dabei freut er sich ganz besonders über das positive Feedback seiner Kunden.
Shore: Wie sieht die aktuelle Situation bei euch aus?
Michael Kuhn: Wir haben alle Geschäfte auf Anordnung schließen müssen – auf unbestimmte Zeit. Das heißt, wir haben praktisch null Geschäft, keinen Umsatz. Wir versuchen jetzt ein bisschen, Telefongeschäfte zu akquirieren, was aber natürlich nur ein minimaler Prozentsatz des normalen Geschäftes sein kann. Daher haben wir auch alle Mitarbeiter im Vertrieb in Kurzarbeit geschickt, die Produktion läuft noch weiter. Wir hadern jetzt dieser Dinge und gucken, wie lange wir das durchhalten können.
Shore: Das heißt die ersten Umsatzeinbußen sind schon da und sind recht stark.
Michael Kuhn: Die sind von Hundert auf Null sozusagen.
Shore: Vor welchen Herausforderungen steht ihr jetzt und welche Schritte nehmt ihr vor?
Michael Kuhn: Die Hauptherausforderung ist natürlich, die Liquidität für die nächsten vier bis acht Wochen zu sichern und mit dem Personal zu sprechen. Da sind selbstverständlich auch ganz, ganz viele Ängste da, wenn man hier erstmalig in der Firmengeschichte in Kurzarbeit gehen muss. Zusätzlich haben wir viele bürokratische Hürden, die wir nehmen müssen.
Shore: Und wie geht es dem Personal in der aktuellen Krise? Was sind die Hauptängste der Mitarbeiter?
Michael Kuhn: Die haben ganz klar Angst um ihren Arbeitsplatz und davor, dass es nicht weitergeht. Unsere Mitarbeiter wissen, wie schwierig und ernst die Lage ist. Ich habe auch das Gefühl, dass die wirtschaftlichen Sorgen über die gesundheitlichen Sorgen zu dem Virus überwiegen. Da hat man im Moment noch kein richtiges Gefühl dafür, wie gefährlich das tatsächlich ist. Vielleicht kommt das noch. Aber die wirtschaftlichen Folgen sind auf jeden Fall schlimm.
Shore: Das stimmt. Habt ihr bestimmte Maßnahmen ergriffen, um die Mitarbeiter besonders gut zu informieren?
Michael Kuhn: Wir haben natürlich im Vorfeld versucht, alle Mitarbeiter so gut es geht über die Situation zu informieren. Unsere Filialen sind ja von Wien bis nach Hamburg verstreut. Trotzdem stehen wir mit unseren Mitarbeitern fast täglich persönlich in Kontakt – ob per E-Mail, WhatsApp oder Telefon. Da findet also gerade ganz viel Kommunikation statt.
„Ansonsten kommunizieren wir mit unseren Kunden hauptsächlich über den E-Mail Newsletter. Darauf haben sie sehr positiv reagiert, wir haben da viel tolles Feedback bekommen.“
Shore: Wie haltet ihr eure Kunden auf dem Laufenden? Und wie reagieren sie auf die Situation?
Michael Kuhn: Unsere Kunden haben wir alle, so weit es ging, persönlich angerufen und die Termine storniert. Ansonsten kommunizieren wir mit unseren Kunden hauptsächlich über den E-Mail-Newsletter. Darauf haben sie sehr positiv reagiert, wir haben da viel tolles Feedback bekommen. Wir nutzen auch Instagram und natürlich unsere Website, um über die Lage zu informieren.
Shore: Das ist schön zu hören, dass die Kunden Verständnis aufbringen.
Michael Kuhn: Das hat uns auch gut getan, dass wir da einige sehr wertschätzende und mutmachende Antworten bekommen haben.
Shore: Welche Informationen fehlen dir als Unternehmer, die dir aktuell noch helfen könnten?
Michael Kuhn: Grundsätzlich finden wir, dass die Informationen über die von der Regierung in Aussicht gestellten Hilfen die ersten Tage angemessen und gut waren. Da sind wir zufrieden. Was jetzt natürlich fehlt, ist die konkrete Ausgestaltung. Die versprochene Unterstützung muss ja über die Hausbanken und die KfW umgesetzt werden und da ist noch nicht ganz klar, wie das in der Praxis gestaltet wird. Ich habe natürlich Verständnis, dass das bei denen auch nicht von heute auf morgen geht. Aber das ist jetzt das, was uns am meisten drängt.
Shore: Das heißt ihr habt vor, Hilfsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen?
Michael Kuhn: Unbedingt, ja.
„Gute Partnerschaften zeigen Verständnis und man probiert im Schulterschluss Lösungen zu finden, um diese Situation zu meistern.“
Shore: Wir haben ja schon das Kurzarbeitergeld angesprochen. Gibt es noch irgendwelche Maßnahmen, die ihr schon in Aussicht habt?
Michael Kuhn: Wir sprechen mit unserer Bank schon über mögliche Kredite von der KfW, um diesen immensen Liquiditätsausfall überbrücken und diese schwierige Zeit überstehen zu können.
Shore: Gibt es denn Tipps, die du als Geschäftsführer für deine selbständigen Kollegen hättest?
Michael Kuhn: Ja, mit den entsprechenden Partnern ins Gespräch gehen. Da haben uns die ersten Erfahrungen aus den letzten Tagen gezeigt: Gute Partnerschaften zeigen Verständnis und man probiert im Schulterschluss Lösungen zu finden, um diese Situation zu meistern.